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Rapaport, Mark H.: Effects of Repeated Massage on Hypothalamic–Pituitary–Adrenal and Immune Function
Die Studie „A Preliminary Study of the Effects of Repeated Massage on Hypothalamic–Pituitary–Adrenal and Immune Function in Healthy Individuals: A Study of Mechanisms of Action and Dosage” von Mark H. Rapaport[1] wurde im August 2012 im Journal of Alternative and Complementary Medicine veröffentlicht und ergänzt gewissermaßen seine Studie zur Wirkung einer einmaligen Massageanwendung aus 2010.[2]
Zielsetzung und Durchführung
Wie schon in der Studie zur Wirkung einer einmaligen Massageanwendung vergleicht Rapaport Schwedische (klassische) Massage mit einer „Light-touch“-Anwendung in der Kontrollgruppe.
In beiden Fällen wurden regelmäßige Messungen durchgeführt, um den Oxytocin-Spiegel sowie die Spiegel von Arginin-Vasopressin (AVP), ACTH (Adrenocortikotropes Hormon), Cortisol, die phänotypischen Lymphozyten-Marker und die Mitogen stimulierte Zytokin-Produktion zu messen.
Die Studie ging über 5 Wochen. Die Versuchspersonen waren 45 medizinisch und psychiatrisch gesunde Erwachsene, davon 22 Männer und 23 Frauen.[3] Die Behandlungen fanden jeweils zwischen 15 und 19 Uhr statt, dauerten 45 Minuten und folgten einem festgelegten und standardisierten Ablauf unter Verwendung von nichtaromatisierten Ölen. Die sanfte Berührung (light-touch), die mit dem Handrücken ausgeführt wurde, folgte dem gleichen Ablauf.[4]
Ergebnisse
Generell waren die Ergebnisse der fünfwöchigen Behandlung mit jeweils einer Massage wöchentlich ähnlich wie die schon 2010 publizierten Auswirkungen einer einmaligen Massagebehandlung[5]: Die Lymphozytenzahl erhöhte sich im Vergleich zur „Light-touch-Behandlung“ und der ACTH-Spiegel wie auch der Mitogen angeregte Zytokin-Spiegel sanken ab. Leichte Unterschiede zeigten sich auch im Oxytocin-, AVP- und Cortisolspiegel (Blut und Speichel). Die Auswirkungen auf die Hypothalamus-Hypophyse-Nebennieren-(HPA-)Aktivität waren vergleichsweise gering.
Anders verhielt es sich allerdings bei zwei Massagen wöchentlich: Hier konnten andere Reaktionsmuster mit erhöhtem Oxytocin-Spiegel, herabgesenktem Arginin-Vasopressin-Spiegel sowie herabgesenkten Cortisol-Spiegel im Speichel festgestellt werden. Keine Effekte zeigten sich für ACTH und den Cortisol-Spiegel im Blut.
Zugleich aber zeigt sich eine nur geringe Auswirkung auf die Lymphozyten und eine geringe Zunahme von Mitogen stimulierten Spiegeln von Interferon-γ, Tumor-Necrose-Factor-α, Interleukin (IL)-1b und IL-2, was eine gesteigerte Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen nahelegt.[6]
Conclusio
Eine wöchentlich wiederholte Massagebehandlung potenziert die Effekte der Änderungen im Immunsystem, die bei einmaliger Massage festgestellt werden konnten, hat allerdings kaum Auswirkungen auf die neuroendokrinen Funktionen.
Im Unterschied dazu potenziert die zweimalige Massage pro Woche die neuroendokrinen Änderungen, die sich bei einer einmaligen Massage nachweisen lassen – in Übereinstimmung mit der Eingangshypothese, dass die positiven Effekte der Massagebehandlung durch die Zunahme von Oxytocin vermittelt werden könnte.
Im Unterschied zur einmaligen oder auch wöchentlichen Massagebehandlung finden sich Veränderungen im Immunsystem bei zweimaliger Massage pro Woche, die auch eine leichte Erhöhung der entzündungsfördernden und TH-1 Zytokine und eine leichte Reduktion in den meisten Lymphozyten-Markern bedeuten.
Zusammenfassend führen die Autoren aus, dass sich kumulative biologische Auswirkungen der Massage nachweisen lassen, die mehrere Tage oder eine Woche bestehen bleiben und deutlich von der Dosis, d.h. der Frequenz der Behandlungen, abhängen. Von Bedeutung scheint dabei der Abstand zwischen den Behandlungen, der bei wöchentlichen Massagen 7 bis 8 Tage betrug, bei zweimal wöchentlich hingegen nur 3 bis 4 Tage.[7] Möglicherweise, so die Hoffnung der Autoren, lassen sich durch weitere Studien die vorgefundenen Ergebnisse bestätigen und vertiefen, so dass sich der therapeutische Nutzen von Massagebehandlungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen, z.B. für gestresste oder immungeschwächte Menschen, erheben lässt.
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[1] Mark Hyman Rapaport, MD, Pamela Schettler, PhD und Catherine Bresee, MS; https://dx.doi.org/10.1089%2Facm.2011.0071 bzw. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3419840 (Zugriff 26.12.2017).
[2] http://www.gruene-masseurinnen.at/index.php/info-pool/studien/177-mark-h-rapaport-effects-of-a-single-session-of-swedish-massage-on-hypothalamic-pituitary-adrenal-and-immune-function (Zugriff 26.12.2017).
[3] 8 von den ursprünglich 53 Versuchspersonen fielen aus Gründen, die nicht direkt mit den Studienzielen in Zusammenhang standen (z.B. terminliche Gründe, Medikamenteneinnahme aus anderen Gründen sowie, in einem Fall, persönliche Differenzen mit dem Behandler), aus der Studie heraus.
Die Studie hat den Menstruationszyklus der teilnehmenden Frauen nicht explizit berücksichtigt. Er wurde allerdings aufgezeichnet – und es zeigten sich keine relevanten Unterschiede in den Versuchsgruppen.
[4] Details zum Ablauf der Behandlungen und zur Qualitätssicherung finden sich in Rapaport, MH: A preliminary study of the effects of a single session of Swedish massage on hypothalamic–pituitary–adrenal and immune function in normal individuals. J Altern Complement Med. 2010;16:1079–1088; https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3107905 (Zugriff 26.12.2017).
[5] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3107905 (Zugriff 26.12.2017).
[6] Eine tabellarische Übersicht über die Veränderungen zwischen dem Beginn und nach den fünf Wochen Behandlung: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3419840/table/T3 (Zugriff 26.12.2017).
[7] Möglicherweise, so führen die Autoren aus, lässt sich aus diesem Ergebnis verstehen, warum die biologischen und psychologischen Befunde in der Massageforschung deutlich variieren, unterscheiden sie sich doch stark in der Behandlungsfrequenz, der Behandlungsdauer und der Art der Massage.